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Andalusien ist, wie die iberische Halbinsel selbst, sehr geschichtsträchtig. Das gesamte Gebiet südlich der Pyrenäen wurde im Verlauf der Zeitgeschichte von Afrika abgetrennt. Einige Tausend Jahre vor Christus lebten die Menschen hier ebenso in Grotten wie in Nordafrika. Von Europa aus wanderten die Iberier ein und vermischten sich mit den Basken im Norden. Später folgten ihnen die Phönyzier und betrieben Seefahrt längs der Küste. Sie wurden von den Karthagern vertrieben. Germanische Vandalen waren im Jahre 400 n. Chr. die „Vorgänger“ der heutigen Touristen mit ihrer speziellen Vorliebe für „Vandalusien“. Anschließend drangen die mit ihnen verwandten Westgoten ins Land, die wiederum von den asiatischen Hunnen vertrieben wurden. Während einer zeitweiligen „Ruhephase“ wurde der Buchstabe „V“ aufgeben und die Südprovinz wurde zu „Andalusien“.

Spanien bietet seinen Besuchern einen intensiveren Zugang zur Geschichte als jedes andere Land in Europa, vielleicht mit Ausnahme von Griechenland und Italien. Ein Aufenthalt ohne Besuch einiger der vielen Sehenswürdigkeiten, vor allem in Córdoba, Granada und Sevilla mit ihrer jeweiligen Geschichte, verliert viel von seinem Wert. Der Kampf gegen die Mauren – Araber die über Marokko ins Land eingedrungen waren – dauerte von 711 bis 1492. Die Mauren entwickelten das Land zu einem blühenden Garten, wurden jedoch zu Beginn des Jahres 1492 gezwungen, ihre letzte Festung in Granada aufzugeben – nach 781 Jahren im Land.

Die Großmachtzeit Andalusiens wurde 1469 mit der Hochzeit von Ferdinand von Aragonien mit Isabella, der künftigen Königin von Kastilien, begründet. Durch sie entstand Spanien. Die „katholische Majestät“ begründete die „Heilige Inquisition“, um die Feinde der Einheit zu bekämpfen: Ketzer, Araber und Juden. Das Herrscherhaus übernahm die Aufgabe, Spanien im Namen der Kirche zu „reinigen“. Im März begann eine Offensive, auch die Juden aus dem Land zu vertreiben; die letzten verschwanden bereits im August. Nahezu 100 Jahre, von 1492 bis 1588, war Spanien das mächtigste Reich der damals bekannten Welt. Erst durch den Frieden mit Frankreich im Jahre 1659 wurde die Großmachtstellung Spaniens beendet.

Auf einer Andalusienrundreise kann man der Zeitgeschichte gut nachspüren: vom frühen Kalifentum in Córdoba über das letzte maurische Königreich in Granada bis zum reichen Sevilla, dem Zentrum des Handels mit Amerika und Ausgangspunkt der „Plünderungen der Neuen Welt“ durch die Christen. Im 15. und 16. Jahrhundert war Sevilla in vielerlei Hinsicht Spaniens führende Region.